Genetische Diagnostik an kranken Menschen
Ausgabe: 4/2002
48. Jahrgang
Jahrgang: 2002
3 - Personalität und Körperlichkeit des Menschen (nur noch Online verfügbar)
4 - Genetische Diagnostik an kranken Menschen
2 - Medizin und Ökonomie (nur noch Online verfügbar)
1 - Menschwürde am Ende des Lebens (nur noch Online verfügbar)
Inhalt: Ausgabe
Probleme der ärztlichen Schweigepflicht in Familien mit Erbkrankheiten
Henn, Wolfram
Genetische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter. Aspekte ärztlichen Handelns.
Dörries, Andrea
Erfolgreiche Stammzellentransplantation bei einem Kind mit Fanconi-Anämie durch HLA-identisches Nabelschnurblut seines eigens gezeugten Geschwisterkindes
Dietrich, Ralf • Höhn, Holger • Schroeder-Kurth, Traute • Jakobs, Sebastian
Bericht aus der Werkstatt Teil 1: Ein Beispiel für die Nutzung bioethischer Infrastruktur
Fangerau, Heiner • Raphael, Susanne • Winterer, Susanne • Simon, Alfred
1 Einleitung
Wer immer an bioethischen Fragestellungen interessiert ist oder Forschung auf diesem Gebiet betreibt, benötigt zuallererst Literatur. Die Auswahl des »richtigen« und des »wichtigen « Schrifttums fällt vor dem Hintergrund eines ständig wachsenden Informationsangebotes nicht immer leicht. Die erste Freude darüber, bei einer Recherche eine bedeutende Menge an Arbeiten zum eigenen Interessenschwerpunkt gefunden zu haben, verfliegt oft schnell, wenn sich die Mehrheit der Publikationen als zwar interessant, aber unbrauchbar für die eigene Frage herausstellt. Die Auswahl dessen, was man wirklich sucht, raubt so die wichtigste Ressource, die es in der modernen Welt gibt: die Zeit. Es gibt verschiedenste Strategien, Literatur ausfindig zu machen, die je nach vorherrschender Infrastruktur die Faktoren Quantität, Qualität und aufzuwendende Zeit beeinflussen.
2. Wege zur Literatur
Zum einen kann man über Internetsuchmaschinen wie z. B. www.google.de, www.lycos. de oder www.yahoo.de nach Informationen suchen. Hier ist die Quantität der aufzufindenden Informationen überwältigend. Die Masse der gefundenen Einträge ist oft so hoch, dass eine geeignete Auswahl nur schwerlich innerhalb eines übersichtlichen Zeitraumes getroffen werden kann. Nur selten findet sich fundierte Fachliteratur. Sofern Universitäten, Institutionen und Verbände im World Wide Web vertreten sind, eignen sich die genannten Suchprogramme vor allem, um deren Homepages aufzufinden. Zum anderen erscheint es oft opportun, Kollegen mit ausgewiesener Expertise im Fach um Auskunft über Lektüre zu bitten. So erspart man sich zwar viel Zeit, doch ist das Ergebnis der Auskunft oft limitiert, nicht immer reproduzierbar und nicht unbedingt auf dem neuesten Stand.
Sigrid Graumann (Hg.): Die Genkontroverse:Grundpositionen. Mit der Rede von Johannes Rau, Freiburg i. Br. u. a. (Herder) 2001, 192 Seiten.
Babo, Markus
Dietmar Mieth, Was wollen wir können? Ethik im Zeitalter der Biotechnik, Freiburg i. Br./Basel/ Wien (Herder) 2002, 532 Seiten.
Buch, Alois Joh.
Mit dem Ziel, zu bioethischen Fragen verschiedene Perspektiven zusammenzuführen, »die jeweils der pointierten Interpretation unterliegen «, ist dieses Buch aus mehrjähriger Befassung mit »ethisch exponierten Themen der Biotechnik « entstanden, die »in der konkreten Einzelheit doch immer ein Ganzes« in den Blick zu nehmen suchte (V). Hierzu fügt sich die Absicht des Verf., philosophische Argumente ebenso zu berücksichtigen wie theologische Fragen im Kontext autonomer Moral und erfahrungsorientierter Ethik zu verdeutlichen.
Das Einzelne dieses in sechs Teile untergliederten Bandes umfasst näherhin eine breite Palette biotechnischer Verfahren oder Projekte und ihnen zugehöriger ethischer Fragestellungen, so den Gesamtbereich der Fortpflanzungsmedizin und in ihrem Umfeld anzusiedelnde, weiterreichende Themen (Teil 3) einschließlich Genomanalyse, Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik, Gentests und -therapie sowie Forschung an embryonalen Stammzellen und Klonierung. Sodann ethische Problemfelder aus dem umfassenderen Bereich der Biotechnik (Teil 4), wozu Erörterungen etwa zu Gentechnik und Ernährung, zu ethischen Aspekten grüner Biotechnologie, zur Tierethik, zur Bio-Patentierung und zur Xenotransplantation gehören. Ihre Umrahmung und Ergänzung finden viele dieser Überlegungen zu konkreter Ethik zum einen durch als sozialethisch charakterisierte grundsätzliche Erwägungen (Teil 2), so den anderwärts ausgeführten ethisch-methodischen Ansatz des Verf. verdeutlichend zu Eigenart und Bedeutung moralischer Erfahrung für ethische Reflexion, zur Methodik zumal interdisziplinär orientierter plausibler ethischer Urteilsfindung (cf. 87 f) und Prioritätenerhebung (73 ff) in komplexen Sachverhalten wie der Biotechnik, zu spezifischen sozialethischen Aspekten heutiger Medizin(-ethik) sowie zur Klärung des von den »Lebenswissenschaften selbst mit eigenen Mitteln« (48) letztlich nicht erfassbaren Lebensbegriffs, auch als Basis einer sachgerechten Ethik des Lebens; zum anderen werden eigens politische Bedingungsfaktoren von Ethik thematisiert, denen auch bezüglich der Biotechnik nicht geringe Bedeutung beigemessen wird in diesem Kontext werden neben der kritisch-konstruktiven Kommentierung (cf. 334) von Stellungnahmen politisch-institutioneller Gremien (z. B. europäische Menschenrechtskonvention zur Biomedizin, Unesco-Deklaration zum menschlichen Genom) u. a. eine Reihe von grundlegenden Überlegungen zu Recht und Sittlichkeit, zu Prinzipien der Rechtsfindung und zur »Frage nach gemeinsamen Werten« (365) vornehmlich in europäischen Gesellschaften vorgelegt (Teil 5). usw.
Matthias Beck, Hippokrates am Scheideweg. Medizin zwischen naturwissenschaftlichem Materialismus und ethischer Verantwortung, Paderborn u. a. (Schöningh) 2001, 220 Seiten.
Binninger, Christoph
Noch nie in der Geschichte der Menschheit ist es im Bereich der Naturwissenschaften, gerade in der Medizin, zu so rasanten und bahnbrechenden Entwicklungen und Entdeckungen gekommen wie in den letzten etwa 150 Jahren. Die Grenzen des technisch Machbaren werden geradezu täglich immer weiter nach hinten verschoben. Alles scheint im Fluss zu sein. Unbestreitbar verdankt die Menschheit der medizinischen Forschung viel Segen, gleichzeitig entstehen aber auch neue brisante Problemfelder. Der Widerstreit zwischen dem technisch Machbaren und dem ethisch Vertretbaren nimmt an Schärfe zu. Was ist der Mensch? Wird die Medizin dem Menschen und seiner Würde gerecht, wenn sie nur als eine Art »Reparaturwissenschaft « für die »Maschine« (7) Mensch verstanden wird? Diesen Fragen stellt sich der Autor in seinem Werk. Das Menschenbild der modernen Medizin ist nach Meinung des Verfassers oftmals eindimensional naturwissenschaftlich geprägt und weist eine »Materialisierungstendenz « (7) auf. Beck sieht darin eine Sichtweise, die der Mehrdimensionalität des Menschen nicht gerecht wird. Er fordert daher einen »Paradigmenwechsel « (7) im Menschenbild der Medizin, indem sie sich stärker auch für die geistig-geistlichen Aspekte menschlichen Seins öffnet.
usw.
Hans Werner Ingensiep, Geschichte der Pflanzenseele.Philosophische und biologische Entwürfe von der Antike bis zur Gegenwart, Stuttgart (Alfred Kröner Verlag) 2001, 692 Seiten.
Höver, Gerhard
Das während eines mehrjährigen Forschungsaufenthaltes am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen realisierte Projekt einer »Naturphilosophie von unten« (674) löst auf den ersten Blick Verwunderung, ja Irritationen aus. Versteht man das Erkenntnisinteresse des Autors lediglich von der zugespitzten Fragestellung her, ob Pflanzen eine Seele haben (vgl. 434 ff) und wie man darüber im Verlauf der Menschheitsgeschichte gedacht hat bzw. heute denkt, hätte man in der Tat Grund zur Befürchtung, ein solches Forschungsunternehmen »führe in vorwissenschaftliche Zeiten zurück oder gar auf esoterische Abwege« (1). Anders jedoch stellt sich die Sachlage dar, wenn man die »Geschichte der Pflanzenseele« als Frage nach einer Ordnung des Lebendigen und einer Selbstverortung des Menschen im Bereich des Lebendigen versteht damit aber eben in der Weise, wie sie in der Tradition der griechischen Philosophie und ihrer Rezeption durch die christliche Theologie begriffen und thematisiert worden ist. Der Autor entfaltet hierzu nicht nur eine ungemein kenntnisreiche und durch umfangreiche Quellenstudien fundierte Problemgeschichte, welche die Epochen: »Antike« »Christliche Antike und Mittelalter« »Frühe Neuzeit« »Romantik und G. Th. Fechner« »Von Darwin bis in die Gegenwart« umfasst, Ingensieps Anliegen ist es vielmehr, die Ideengeschichte für eine bioethische Hermeneutik fruchtbar zu machen, die den Blick für die permanenten Begriffsverschiebungen, unter denen die aktuelle Debatte leidet, zu schärfen. Die Grundthese des Buches besteht nämlich darin, dass die klassischen Ordnungsvorstellungen vom Lebendigen bis heute hin noch wirkmächtig sind, jedoch vielfach dekontextualisiert, d. h. aus ihrem Sinnzusammenhang herausgerissen und dadurch umfunktionalisiert werden: »Ins Abseits gerät die normative Analyse, wenn philosophische Grundbegriffe wie Sein, Leben, Empfinden und Denken aus dem Kontext der traditionellen Seelenordnung herausgelöst werden, um dann dekontextualisiert und individualisiert Probleme der angewandten Ethik zur Entscheidung zu bringen« (634).
usw.