Jahrgang: 2017
Inhalt: Ausgabe
Chancen und Risiken der Geneditierung bei genetisch bedingten Erkrankungen
Vajen, Beate • Schlegelberger, Brigitte
Mit der CRISPR/Cas9-Technologie beginnt eine neue Ära des Eingriffs in das menschliche Genom. Die in dieser Technologie verwendete Genschere ist präziser, kostengünstiger und einfacher anzuwenden als alle bisher bekannten Verfahren zur Modifikation des menschlichen Genoms. Diese Voraussetzungen führen zu einer rasanten Entwicklung in der medizinischen Forschung. Die Therapie von schweren erblichen Erkrankungen scheint in greifbarer Nähe. Eingriffe ins menschliche Erbgut stellen uns vor ethische Fragestellungen.
In diesem Artikel stellen wir Prinzipien der Geneditierung mittels der CRISPR/Cas9-Technologie vor. Wir beleuchten, wie sie in Zukunft bei erblichen Erkrankungen eingesetzt werden kann, und welche Chancen, Risiken und ethischen Konflikte dabei auftreten können. Dabei zeigen wir am Beispiel der familiären Leukämie, welche Konzepte in der somatischen und der Keimbahngentherapie aktuell diskutiert werden. Wir hoffen, der Beitrag verdeutlicht die Wichtigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ethik und Medizin im Diskurs zur Geneditierung.
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Genome Editing und Enhancement - Zielgenaue Eingriffe ins Erbgut zur biologischen Verbesserung des Menschen?
Brantl, Johannes
Die Aussicht, mit der CRISPR/Cas9-Technik relativ einfach und zugleich hocheffektiv Veränderungen im menschlichen Genom vornehmen zu können, rückt die Verwirklichung des Projektes der »Verbesserung« von Eigenschaften des Menschen jenseits der Behandlung oder Prävention von Erkrankungen in greifbare Nähe. Visionen eines genetisch unterstützten »Upgrades« der menschlichen Natur berufen sich dabei auch auf die sogenannte »reproduktive Autonomie«. Dass jedoch der Einsatz von Genome Editing zu Enhancement-Zwecken tatsächlich Autonomie und Freiheit fördern, für mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit sorgen und überhaupt der Komplexität menschlichen Lebens angemessen Rechnung tragen würde, ist nicht zu erwarten.
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Genome Editing in der ethischen Diskussion - Argumente und Begründungsformen
Ernst, Stephan
Im Blick auf die verschiedenen möglichen Anwendungsfelder der neuen Methoden des Genome Editing (vor allem CRISPR/Cas9) und deren zum Teil kontroverse ethische Bewertung untersucht der vorliegende Beitrag wichtige Argumente und die darin verwendeten Begründungsformen. Zum einen wird danach gefragt, ob sich lediglich hypothetische Verbote begründen lassen oder ob in bestimmten Anwendungsbereichen auch kategorische Verbote ausgesprochen werden können, zum anderen danach, welche Bedeutung dafür konsequentialistischen, an den Folgen orientierten Argumenten zukommt und welche Bedeutung der Rückgriff auf die Natur haben kann. Dabei zeigt sich, dass kategorische Verbote nicht nur unter Rückgriff auf die Natur, sondern grundsätzlich auch unter Rückgriff auf konsequentialistische Argumente begründet werden können.
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Genome Editing vor dem Europäischen Gerichtshof: Richtungsweisung aus Luxemburg?
Kahrmann, Jens • Bömeke, Olivia • Leggewie, Georg
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) steht vor einer grundlegenden Entscheidung: Das oberste französische Verwaltungsgericht (Conseil dEtat) hat den Luxemburger Richterinnen und Richtern gleich mehrere rechtliche Streitfragen zu den »Genome Editing«-Techniken gestellt. Dieser Beitrag befasst sich nach einer kurzen Einleitung zur Biologie ausführlich mit den wichtigsten im Gerichtsverfahren aufgeworfenen Rechtsfragen. Diese betreffen einerseits die Frage nach dem Anwendungsbereich der Ausnahmevorschrift im europäischen Gentechnikrecht bezüglich Organismen, die mittels Mutagenese erzeugt wurden, und andererseits die Frage nach der Konformität eben jener Vorschrift mit dem Vorsorgeprinzip. Der Beitrag untersucht abschließend die Rolle der Ethik im europäischen Gentechnikrecht und kommt zu dem Schluss, dass eine Berücksichtigung ethischer Belange im Gerichtsverfahren nicht zu erwarten ist.
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Ethische Aspekte der Nutzung von CRISPR-Technologien in der Landwirtschaft
Kovács, László
Der Mensch betreibt seit etwa 10.000 Jahren Landwirtschaft und verwendet seither Selektion und Kreuzung, um die gezüchteten Pflanzen und Tiere nach seinem Bedarf zu verändern. Diese Möglichkeiten der Veränderung wurden in jüngster Vergangenheit durch Techniken der Genomeditierung wie CRISPR/Cas9 ergänzt. Eine ethische Bewertung dieses qualitativ neuartigen Verfahrens erweist sich als komplex, denn die Eingriffe sind mit einer Vielzahl von Veränderungen in verschiedenen Bereichen verbunden. Diese betreffen nicht nur das Genom von Pflanzen und Tieren, sondern auch deren Status als Produkte der Natur, die Erwartungen an sie in der leistungsorientierten Landwirtschaft und nicht zuletzt das zu prüfende Risiko für menschliche Gesundheit und Biodiversität.
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Michael Coors/Alfred Simon/Mark Stiemerling (Hrsg.), Ethikberatung in Pflege und ambulanter Versorgung. Modelle und theoretische Grundlagen, Lage (JacobsVerlag) 2015, 190 Seiten.
Dinges, Stefan
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Monika Bobbert/Dietmar Mieth, Das Proprium der christlichen Ethik. Zur moralischen Perspektive der Religion, Luzern (Edition Exodus) 2015, 288 Seiten.
Bogner, Daniel
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Axel W. Bauer, Normative Entgrenzung. Themen und Dilemmata der Medizin- und Bioethik in Deutschland, Wiesbaden (Springer) 2017, 300 Seiten.
Inthorn, Julia
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